Dialogtradition in Hamburg

Hamburg darf mit guten Gründen als die Geburtsstadt des interreligiösen Zeitstrahl Wie alles BegannDialogs in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gelten. Seit mehr als sechzig Jahren sind die hanseatischen Muslime im Gespräch mit ihren Mitbürgern sowie ihren Glaubensgeschwistern aus den anderen Religionsgemeinschaften.

Bereits 1954, vor mehr als 60 Jahren, wurde in der Kantine des von Gustav Gründgens geleiteten Deutschen Schauspielhauses die „Deutsche Muslimliga“ gegründet. Als eines ihrer wichtigsten Vereinsziele nannte sie das Gespräch und die Zusammenarbeit mit den Gläubigen aus anderen Religionen, Kulturen und Konfessionen.

1961 entstand an der Universität eine muslimische Studentengemeinde, die vor allem von ausländischen Studierenden getragen wurde, unter ihnen viele Iraner. Die Studenten verrichteten das Freitagsgebet zunächst im Keller des von Helmut Thielecke geleiBild Wie alles Begannteten Theologischen Seminars und nach dem Umzug des Seminars in den Philosophenturm im Lagerraum eines jüdischen Zeitungskioskes gegenüber dem Abatonkino.

Die Gebete wurden von Abdoldjavad Falaturi, Imam Razvi oder Abdulkarim Grimm geleitet. Nach dem Gebet luden die Muslime ihre andersgläubigen Freunde zum „interpolitischinterreligiösen Stammtisch“ in das Hinterzimmer des benachbarten Cafe Neumann ein.Das Fest des Fastenbrechens und das Opferfest feierte die Gemeinde regelmäßig mit vielen nichtmuslimischen Gästen im Innenhof und in der Bibliothek des Europakollegs in Klein Flottbek, in dem damals viele Studenten aus dem Iran, aus Ägypten und der Türkei wohnten.

 

55 Jahre Dialog in der Blauen Moschee

Zeitstrahl Wie alles BegannDie Blaue Moschee, wie sie liebevoll von den Hamburgern bezeichnet wird, war seit ihrer Grundsteinlegung 1961 ein Vorreiter und Verfechter des Dialoges der Religionen und Kulturen. In Anlehnung an den 64. Vers der Sure Al-i-Imran, wurde schon damals die Notwendigkeit und Bedeutung der Annäherung der Religionen und der gesellschaftliche Diskurs zu einem besonderen Anliegen der Islamischen Theologen in Deutschland gemacht. So heißt es im heiligen Koran:

[3:64] Sag: O Leute der Schrift, kommt und lasst uns das wahre Wort befolgen, dass zwischen uns und euch gleich ist und niemandem dienen, außer dem einen Gott und Ihm nichts beigesellen und die einen von uns nicht die anderen zu Herren nehmen, außer Gott. …

Bild Blaue Moschee

Nach der Fertigstellung des Moscheebaus 1966 an der Alster verlagerten sich die Aktivitäten rasch in das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) und die sich in ihr befi ndende Imam Ali (a.) Moschee, das sich als ein offenes Gotteshaus, in dem Muslime aus allen Rechtsschulen und Herkunftsländern, aber ebenso auch Gläubigen aus anderen Religionen und Wahrheitssuchende willkommen waren, verstand.

1981, auf dem Höhepunkt der westdeutschen Friedensbewegung, fand in Hamburg der Evangelische Kirchentag ein. Zum ersten Mal wurde mit dem IZH eine Moschee in das Programm einbezogen. Zahlreiche Besucher kamen in das Gotteshaus und nutzten die Möglichkeit, einmal eine Moschee von innen zu sehen. Auf einem Kirchentagsforum diskutierten Imam Razvi, Abdulkarim Grimm und Halima Krausen zusammen mit christlichen und jüdischen Friedensaktivsten über „Wege zu mehr Frieden und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt“. Seitdem sind Muslime auf allen evangelischen und katholischen Kirchentagen gern gesehene Gäste und Mitwirkende, zuletzt auf dem Hamburger Kirchentag 2013.

Bild Blaue Moschee