Für mehr Religiösität und Spiritualität in Hamburg:
Der Erzbischof zu Gast in der Blauen Moschee

Am 31. 10. 2016 fand erstmalig ein Treffen zwischen dem Erzbischof Hamburgs Dr. Stefan Heße und der höchsten schiitischen Vertretung in Europa, dem Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg und Schura-Vorsitzenden Ayatollah Dr. Reza Ramezani, in der Blauen Moschee an der Alster statt. Dies ist seit Neueinrichtung der Diözese im Jahr 1995 und seit der Bischofsweihe des dritten Erzbischofs im Januar 2015 das erste Treffen auf dieser Ebene.islamische-akademie-deutschland-2015-0001

Der Tag begann mit einer Führung durch die Blaue Moschee, unterbrochen von Gesprächen über Gemeinsamkeiten, über Rituale und Gebet sowie die Beziehung der Glaubensgemeinschaften zu Gott. Auf dem Rundgang interessierten den 49-Jährigen neben der besonderen Architektur und dem großen handgeknüpften Rundteppich, der die Geschichte und den Sinn der Schöpfung erzählt, insbesondere die in der Tradition der großen Meister der Kalligrafie und Kachelarbeiten Isfahans ausgearbeiteten Koranverse, die in arabischer Sprache mit deutscher Übersetzung den runden Innenraum der Moschee als Fries umlaufen. „Die Gebote Gottes sollen gelesen, gehört und verstanden werden. Die Vernunft sei der innere Prophet, der uns dabei hilft, ein glückseliges Leben zu führen. Daher ist es wichtig, dass hier durch die Übersetzungen der Verse der Zugang zur Gottesoffenbarung ermöglicht wird“, so Ayatollah Ramezani.islamische-akademie-deutschland-2015-0002

Anlässlich des von Papst Franziskus ausgerufenen Jahres der Barmherzigkeit überbrachte Erzbischof Heße neben Kardinal Kaspers Buch über die Barmherzigkeit u. a. eine Kerze mit dem offiziellen Logo des Barmherzigkeitsjahres als Symbol des Friedens und der Freundschaft.

Ayatollah Ramezani drückte seinen großen Respekt und Dank an den Papst für die klare Trennung zwischen Meinungsfreiheit und Schmähung von Heiligtümern aus und lobte dessen aktiven Einsatz über die religiösen Grenzen hinaus für einen respektvollen Umgang und die Wahrung der Würde aller Menschen. Ebenso würdigte er Papst Franziskus‘ Fürsprache und Einsatz für die vielen Menschen in Not, die aufgrund von Krieg, Hunger und Armut aus ihren Ländern flüchten müssen, und teilte seine Trauer darüber, dass trotz zahlreicher Opfer keine nachhaltigen Konsequenzen unternommen würden. Der Erzbischof verwies in diesem Zusammenhang auf die erschreckenden Zahlen, denen zufolge 3.800 Menschen allein im Jahr 2015 auf der Flucht über das Mittelmeer ums Leben kamen. „Wie der Papst schon sagte: Wir dürfen nicht hinnehmen, dass das Mittelmeer zu einem großen Friedhof wird“, bekräftigte der Erzbischof.

Die Vertreter der beiden Religionen kamen überein, dass die abrahamitischen Religionen ihre Gemeinsamkeiten, Werte und Überzeugungen zum Wohle der Gesellschaft deutlicher unterstreichen und verstärkt kommunizieren müssen. Zusammenarbeit, so kamen die beiden Vertreter überein, solle nicht nur ein positives Signal für die Gesellschaft setzen, sondern auch aktiv zu ihrer Entwicklung beitragen. Der Erzbischof bestätigte Ayatollah Ramezanis Beobachtung, dass immer mehr Menschen in Identitätskrisen fallen und psychische Erkrankungen zunehmen, die vor allem Jugendliche betreffen. Beide äußerten den Wunsch nach der Stärkung der Religiosität und Spiritualität der Jugend und beschlossen einen gemeinsamen, intensiven Austausch, der in Zukunft in regelmäßigen Treffen stattfinden soll.

islamische-akademie-deutschland-2015-0000Am 24. November 2016 wird Erzbischof Heße die Blaue Moschee erneut besuchen, um die Schirmherrschaft für das Projekt „Bücherturme“, ein Beitrag in spielerischer Form zur Aktivierung der Lesebereitschaft der jungen Schülerschaft, von Ayatollah Ramezani zu übernehmen. Für die Übergabe werden viele teilnehmende Klassen und Hunderte Schüler der Hamburger Schulen erwartet.

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Foto: Gashtil/iad
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